Nach einer langen Phase ohne In-Person-Events hat das Agilizer® Netzwerk am 29.10.2022 ein spannendes Treffen für seine Mitglieder und Interessierte veranstaltet. Es sollte ein Tag voller gemeinschaftlicher Aktivitäten, Austausch, Spaß, gutem Essen vom Blauen Schaf und des Lernens werden. Mit fast 50 Gästen war die Veranstaltung ein voller Erfolg. Das Highlight war der Auftritt unseres international bekannten und auf dem Gebiet agiler Hardwareentwicklung erfahrenen Gastes, Joe Justice.
Nach einer kurzen Begrüßung ging es auch gleich los mit der ersten Netzwerkaktivität. Speed Networking: Hierzu fertigten die Teilnehmenden zunächst eine Personal Map an. Diese sollte zwei besondere oder lustige Facts, das beste Ereignis des laufenden Jahres und die eigene Rolle oder Position beinhalten. Im Anschluss taten sich die Teilnehmenden in kleinen Gruppen von vier Leuten zusammen und tauschten sich zunächst über ihre Rolle aus. Dann wurde gewechselt und weiter gewechselt, bis nach drei Runden alle Informationen in jeweils unterschiedlichen Personenkreisen besprochen waren. Eine hervorragende Aktivität, um sich kennenzulernen und Gespräche zu initiieren.
Im dritten Slot ging es dann weiter mit unserem Gast Joe Justice. Er präsentierte seine Learnings und Erfahrungen aus der Arbeit bei Tesla und SpaceX. Er ließ uns daran teilhaben, wie die Arbeitsaufteilung, Agilität, Motivation & Enthusiasmus sowie der Einsatz Künstlicher Intelligenz und die Arbeit in Crossfunktionale Teams für schnellere Entscheidungsprozesse in Elon Musks Firmen funktionieren:
1. Agilität fängt bereits morgens an. Alle Mitarbeitenden können sich aussuchen, an welcher Station sie arbeiten wollen. Es wird geschaut, wo Leute gebraucht werden, welche Fähigkeiten man hat oder was man selbst an diesem Tag beitragen kann. Dies kann auch bedeuten, dass Mitarbeitende einen Tag oder eine Zeit des Tages mit Innovationsarbeit oder Weiterbildung verbringen. Es wird viel Vertrauen in jede:n Einzelne:n gelegt. Die Erwartung der Organisation und von Elon Musk dabei ist, dass man motiviert und enthusiastisch ist, und die Routine- sowie Pflichtaufgaben erledigt werden. Werden diese Voraussetzungen nicht erfüllt, kann es zur Kündigung kommen. Ziel ist es, dass niemand andere bei der Arbeit behindert, diese zu zurückhält oder durch mangelnden Drive demotiviert.
2. Alle Arbeiten werden in Mobs ausgeführt. Mobs sind crossfunktionale Teams, in denen es mindestens immer einen „Driver“, einen „Navigator“ und ein Mobmitglied geben muss. Alle fokussieren sich gleichzeitig auf eine Aufgabe. Während der Driver die eigentliche Tätigkeit ausführt (z. B. Programmieren), gibt der Navigator je nach Kenntnisstand des Drivers grobe oder sehr detaillierte Anweisungen dazu, was und wie er:sie dies zu tun hat. Währenddessen überprüfen die Mobmitglieder die Arbeit, unterstützen durch Recherche o.ä., machen Verbesserungsvorschläge und beraten sich mit dem Navigartor. Zu den Aufgaben der Mobmitglieder kann es auch gehören, den Driver anzufeuern, aufzumuntern oder in seinem:ihren Tun zu bestätigen. Alle 3 bis 7 Minuten wird gewechselt. Alle Mobmitglieder müssen zu jedem Zeitpunkt wissen, was getan wird und jederzeit übernehmen können.
3. In den Crossfunktionalen Teams werden die Rollen (Driver, Navigator, etc.) permanent wieder getauscht. Auch dann, wenn ein Mitglied keine Erfahrung in dem hat, was dort gearbeitet wird. In diesem Fall werden die Arbeitsanleitungen des Navigators sehr detailliert ausfallen und die anderen Mitglieder schauen, wie sie den Driver ermutigen oder unterstützen können. So soll das Wissen, Lernen und die notwendigen Skills möglichst breit gestreut werden. Es soll die Motivation und den Enthusiasmus steigern, durch den Lernerfolg und die Gewissheit darüber etwas geschafft zu haben, auch wenn man es zuvor noch nicht konnte.
4. Unnötige Entscheidungsprozesse halten auf und werden an Künstliche Intelligenz ausgegliedert. Entscheidungen z. B. über Urlaub werden von KIs getroffen. Diese sind schneller und effizienter. Auf diese Weise bleibt mehr Zeit für die wesentliche Arbeit und mehr Kapazität für Innovationen. KIs sind gut darin Gegebenes zu beschreiben und damit einfache Schlussfolgerungen zu ziehen. Genau dafür werden sie in Elon Musks Organisationen genutzt. So bleibt den Menschen mehr Zeit für die Bearbeitung und Beurteilung komplexer Sachverhalte. Dies erhöht die Effizienz.
5. Die “No-wait-policy” schreibt vor, dass niemand warten sollte. Dies bedeutet, dass jede:r zu jeder Zeit Veränderungen und Verbesserungen vornehmen kann. Es gibt lediglich die Vorgabe, dass hierfür sogenannte Adapter gleich mit gebaut werden müssen. Auf diese Weise müssen einzelne Stationen und Mobs nicht darauf warten, dass auch alle nachfolgenden oder vorhergehenden Mobs Zeit haben, Veränderungen und Innovationen umzusetzen. Dies soll Innovationen aktiv fördern.
6. Definition of Done kann zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Sofern ein Objekt oder Arbeitsergebnis die Definition of Done erfüllt, kann es genutzt und verbaut werden. Das bedeutet, dass nicht alles immer gleich aussehen oder verarbeitet sein muss. Richtmaß ist nicht vollkommene Einheitlichkeit, sondern die Erfüllung der Definition of Done.
7. Es gibt keine Hierarchien mit höherem Gehalt, Prestige oder Titel. Täglich kann sich jede:r melden und Verantwortung, die Accountability, übernehmen. Diese Positionen sind für Reportings verantwortlich, sollten diese notwendig werden. Hierduch wird sichergestellt, dass alle gleichwertig sind und keine Konkurrenz entsteht. Das legt den Fokus auf die gemeinsame Arbeit und den gemeinschaftlichen Erfolg.
Da das Konzept des Arbeitens im Mob (Mobbing) noch wenig bekannt war, hat Joe genau dies als interaktiven Workshop mit dem Eventteilnehmer:innen angeleitet. Jede:r wurde in einen Mob von mindestens drei Leuten aufgeteilt und als Aufgabe wurde eine E-Mail verfasst, welche einen CEO davon überzeugen sollte, Arbeitsweisen wie bei Tesla anzuwenden. Hierbei sollte, genau wie von Joe zuvor erläutert, nur der Driver schreiben, der Navigator Anweisungen geben und das Mobmitglied aufmerksam zuschauen, Fehler dokumentieren und den Driver in jeglicher Form unterstützen. Wechsel fanden im Dreiminutentakt statt. Am Ende wurden die Ergebnisse den Teilnehmenden und Joe vorgestellt und es wurde über die Erfolge und Hindernisse diskutiert.
Im Anschluss an Joes Workshop gab es ein Q&A, in dem er alle noch offenen Fragen beantwortet hat. Danach haben wir diniert und Joe hat seine Bücher signiert, mit jedem:r Einzelnen gesprochen und sich Zeit für Fotos genommen.
Das anschließende Abendprogramm wurde von Adam Janosch mit seinen grandiosen Raps über Agilität und Scrum musikalisch begleitet. Alle waren begeistert und Joe Justice hat die Chance genutzt, um uns eine Breakdance-Einlage zu geben und anschließend auch selbst für Karaoke zum Mikro zu greifen.
Der Abend klang um 22 Uhr mit vielen glücklichen und begeisterten Teilnehmer:innen bei Wein und Bier aus.